Saturday, October 14, 2006

Zwei Gesichter


Green Turtle Lodge, ein kleine und zugleich wunderschöne Anlage, gelegen an einem der schönsten Stränden dieses Landes. Ca. 7km langer feiner Sandstrand, gesäumt mit wunderschönen Palmen und traumhaften Wassertemperaturen. Es ist ein auf Ökotourismus basierendes kleines Hotel, welches von einem jungen engländischen Pärchen aufgebaut und geführt wird. Unterhält man sich mit Menschen die schon einmal in den letzten Jahren in Ghana waren, so kommt man unweigerlich auf diesen wunderschönen Ort zu sprechen. Es wird von ihm geschwärmt, über die Grenzen des Landes hinweg.
Nach nun mittlerweile fast zwei Monaten in Ghana kamen Vivian und ich an den Punkt, an dem wir eine Auszeit brauchten. Wir versuchten in den vergangenen Wochen intensivst die Probleme und Verflechtungen des Goldabbaus zu entdecken, zu verstehen, zu filmen und zu rekapitulieren. Dies war nicht immer leicht wie ihr vielleicht in meinen letzten Berichten gelesen habt. Ich musste feststellen, dass die Aufgabe einen kleinen Film zu produzieren eine Menge Zeit und Arbeit bedarf, besonders wenn man in einem vollkommen anderen Land arbeitet. Mit fehlte am Ende an vielen Stellen die Lust mich weiter mit dem Thema Goldabbau zu beschäftigen, mir noch eine weitere Meinung anzuhören, wieder zu versuchen das ganze Geflecht von vorn aufzurollen, um dann die Standpunkte in eine Struktur zu bringen.
Es war Zeit für uns einen Schritt zurück zu treten, mal an etwas anderes zu denken, um dann mit neuer Motivation die letzten Wochen angehen zu können. Wir entschieden uns zusammen mit Julia (der polnischen ASAtin) und ihrer Schwester in die besagte Green Turtle Lodge zu fahren. Nach einer nicht ganz unbeschwerlichen Reise (man braucht ein wenig Glück um ein Trotro bzw. überhaupt einen fahrbaren Untersatz für das letzte Stückchen zur Lodge zu bekommen, da diese eingebettet in Palmenlandschaften abseits von scheinbar jeder Zivilisation liegt) erreichten wir am Sonntag Abend unser Domizil. Die Unterkunft, hergerichtet im landestypischen Stil mit Lehmhäusern und umgeben von Palmen schien für uns das reine Paradies. Der Eigentümer hat zum einen darauf geachtet, dass, sofern es möglich war, hauptsächlich örtliche Materialien und Arbeitskräfte zu verwenden und zum anderen großen Wert auf ökologische Standards gelegt. Es wird ausschließlich Personal aus den umliegenden Communities beschäftigt und zudem wurde ein Fond für die Communties eingerichtet, über welchen sie eigenständig verfügen können. Alles in allem ist es ein Ort, bei dem scheinbar die Kombination aus der Befriedigung westlicher Nachfrage, Übernahme von sozialer Verantwortung für die umliegenden betroffenen Dörfer sowie die Einhaltung umweltfreundlicher Bedingungen (Solarenergie, Self Decomposting Toilets,...), gelungen ist.
Für sich betrachtet, so scheint mir, haben die Besitzer dieser Lodge das geschafft, was Minenunternehmen seid über 20 Jahren in diesem Land noch nicht hervor gebracht haben. Diese Aussage, und das ist mir durchaus bewusst, steht auf wackligen Beinen. Wir haben uns weit mehr mit der Goldproblematik auseinander gesetzt als mit den sozialen Auswirkungen von touristischen Unternehmungen an den Küsten Ghanas. Aber ich stelle dies trotzdem einmal in den Raum!
Die Woche bestand dann für uns hauptsächlich aus surfen, schlafen, lesen und entspannen in der Hängematte. Nicht zu vergessen natürlich noch aus essen, denn die Küche in der Lodge war hervorragend. Ich hatte viel Zeit über einige offene Fragen aus den letzten Wochen zu brühten und mir versucht einige Sachen verständlicher zu machen. Am Ende schaue ich auf eine unglaublich entspannende Woche zurück, in der wir eine ganz andere Seite dieses Landes kennen gelernt haben.
Waren wir die Wochen zuvor unglaublich tief in das Leben und die Strukturen der Menschen in diesem Lande eingebettet, so waren wir in der letzten Woche ganz einfach Touristen. So sehr auch die Lodge versucht ihr Geschäft in die sie umgebende Umwelt zu integrieren, so nahmen wir als Gast doch unweigerlich eine andere Position als in Tarkwa ein. Wir erlebten ein völlig anderes Ghana. Keine Kinder die „Obrouni" riefen, keine Nachfragen nach unseren Adressen, kein Fufu oder andere typische ghanaischen Gerichte (der Richtigkeit halber muss ich an dieser Stelle hinzufügen, dass es durchaus möglich gewesen wäre das eine oder andere ghanaischen Gericht zu erwerben, doch haben wir aufgrund der anderen europäischen Köstlichkeiten nie davon Gebrauch gemacht) und keine überfüllten Strassen und Menschenmassen. Ich will nicht verheimlichen das wir die Zeit sehr genossen haben, nicht weil wir keine Lust mehr auf das andere Ghana hatten, sondern vielmehr weil wir erst bemerkten was geschehen war, als wir gestern wieder in Tarkwa angekommen sind. Das kaputte Trotro auf dem Weg in die Stadt, was unsere gerade noch bis zum Ortsrand brachte, die vielen Menschen auf der Strasse und die überschwängliche Begrüßung durch unsere kleine Familie hier, haben uns wieder zurück gebracht in das eigentliche Ghana, welches doch für uns zu entdecken galt.
Mir verbleiben noch ca. drei Wochen in dieser mir schon fast ein wenig heimisch gewordenen Minenstadt. Ich freue mich nun unseren Film zu Ende zu drehen, um dann am Ende noch ein wenig durch das Land zu reisen, bis ich wieder nach Deutschland zurück kehre.
Ich hoffe es geht Euch allen gut und sende Euch sonnige Grüße von der Westküste Afrikas.

2 Comments:

Blogger Murks said...

Ich finde es wundersch6n that Simone translated from your posts! We now stole Gosia from Georg and travel our last month together in Cameroon. Wish u all the best and don't let Vi to make his hair again :)

Doc Murks

9:42 AM  
Blogger roadrunner said...

Thanks so much Doc Murks.
I havn't heared anything of you both for a while. I hope you doing fine? What is Georg doing when you go traveling with his queen? Sitting on the stool and ruling his land?? :-)
All the best to all of you.
We keep in touch...

Seb

12:00 PM  

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